Der große Wert des Kondolierens
Das eigene Mitgefühl auszudrücken und sein herzliches Beileid zu bekunden beweist u. a. Anstand und Empathie. Richtig kondolieren ist jedoch schwer, denn oft machen uns die Umstände sprachlos und aus Angst Falsches zu formulieren, greifen wir verzweifelt zu Standard-Lösungen oder bleiben stumm. Vielleicht hilft es dabei daran zu denken, dass es nicht darum geht, dass wir beim Kondolieren nicht unsere Pflicht tun. Sondern, wir sollten uns in unser Gegenüber hineinversetzen. Was wäre in solche einer Trauer-Situation hilfreich? Eine schwarze Beileidskarte mit Allerweltszitat ist es nicht. Das ist kein Trost.
"Es geht auch nicht um die Geste, Mitleid oder die Pflicht der Beileidsbekundung – es geht um tiefes, ehrliches Mitgefühl."
Beim Kondolieren geht es darum, dass wir dem Menschen, dem wir in seiner Trauer begegnen, ehrlich vermitteln, dass er in dieser fürchterlichen Situation nicht alleine ist. Das ist das oberste Ziel. Und um das zu erreichen, müssen wir ganz wir selbst sein.
Die unterschiedlichen Situationen des Kondolierens
Schauen wir uns mal die häufigsten Situationen an, in denen wir kondolieren können/ müssten/ sollten. Die Situation des Trauerfalls ist maßgeblich für die Grundlage des Trauertextes bzw. der Art und Weise, wie angemessen kondoliert werden sollte.
Wie verhalte ich mich bei einem Todesfall im Kollegium?
Natürlich gibt es große Unterschiede zwischen einem Trauerfall im Freundes- oder Bekanntenkreis, aber wie man kondoliert, leitet sich eben genau aus dieser Beziehung ab: Sieh dir die zwischenmenschliche Verbindung zwischen dir und dem Trauernden an. Seid ihr mehr als Kollegen, vielleicht Freunde? Oder habt ihr kaum ein Wort miteinander gewechselt, da ihr eh nie direkt zusammengearbeitet habt?
Gemeinsam einem Kollegen kondolieren
Wichtig ist, dass wir den trauernden Kollegen/Kollegin nicht in eine unangenehme Situation bringen. Bei kleinen Unternehmen oder einer Abteilung, kann man durchaus mit dem Chef besprechen, ob man ein gemeinsames Kondolenzschreiben verfasst. Eine schöne Geste wären Blumen und eine Trauerkarte von allen Kollegen unterschrieben, die an die Privatadresse des Trauernden geschickt werden.
Ein Beispiel für solch eine Beileidskarte wäre: „Liebe …, Wir sind alle sehr betroffen und möchten Dir unser tiefes Mitgefühl aussprechen. Wenn Du wieder da bist, werden wir Dich hier am Arbeitsplatz bestmöglich unterstützen. In Gedanken sind wir auch jetzt bei Dir, deiner …“.
Darf man im Job via Mail kondolieren?
Sollte man nicht gemeinschaftlich sein Beileid bekunden, kann man durchaus eine E-Mail an den Kollegen/ die Kollegin schreiben. Ein ähnlicher Wortlaut wie bei der Trauerkarte und wenn möglich mit konkreterem Angebot zur Hilfe, wenn man es tatsächlich leisten kann. Zum Beispiel könnte man anbieten, dass man arbeitstechnisch unterstützen würde oder man gemeinsam einen Kaffee trinkt, Mittagessen einnimmt oder einen anderen Raum bietet, um bei Bedarf über den Verlust zu reden.
Authentizität und Bauchgefühl helfen beim richtigen Kondolieren
Wenn man jemanden nicht ganz so gut kennt und ihm aber z. B. im Fahrstuhl oder in der Kaffeeküche unter vier Augen begegnet, können wir uns fragen, ob die Situation angemessen ist den Verlust anzusprechen und sein Beileid zu bekunden. Ein ehrliches und klares „Ich habe von deinem Verlust erfahren und ich möchte dir einfach nur sagen, dass es mir sehr leidtut.“, kann dem Gegenüber unglaublich viel bedeuten. Dazu sollten wir einfach ganz wir selbst sein und auf unser Bauchgefühl vertrauen, dann kann kein Moment falsch und nur jedes Wort richtig sein.
"Ein ehrliches und klares „Ich habe von deinem Verlust erfahren und ich möchte dir einfach nur sagen, dass es mir sehr leidtut.“, kann dem Gegenüber unglaublich viel bedeuten."
Unterstützung von außen, wenn es einen Todesfall im Team gibt
Sollte es sich bei dem Verstorbenen um einen Kollegen handeln, wird es ein wenig komplexer für die meisten Unternehmen und das Thema Trauer am Arbeitsplatz ist auch eigentlich Sache der Chef-Etage angemessene Maßnahmen einzuleiten. Viele Psychologen, Coaches und auch Trauerbegleiter unterstützen in solchen Fällen Unternehmen und beraten zu Ritualen und Wegen, wie das trauernde Kollegium mit dem Verlust eines Kollegen/in und miteinander umgehen kann.
Im Kreise von Familie, Freunden und Bekannten - Warum ist es so wichtig zu kondolieren?
Wie bereits erwähnt: Wenn wir kondolieren, dann mit dem Ziel unser Gegenüber zu unterstützen und zu zeigen, dass er/sie nicht alleine ist. Somit sollten wir uns definitiv bei engen Freunden melden und unser Beileid bekunden. Schreibt eine Beileidsbekundung und ruft an – alles in Maßen aber seid da. Der Wert, wenn wir uns tatsächlich melden und auch in dieser schweren Zeit bestehen bleiben, ist unermesslich.
"Der Wert, wenn wir uns tatsächlich melden und auch in dieser schweren Zeit bestehen bleiben, ist unermesslich."
Ein gern genutzter Aufbau für ein Kondolenzschreiben lautet wie folgt:
Es empfiehlt sich meist damit anzufangen, wie man von dem Tod erfahren hat und in eigenen Worten zu sagen, dass es einem Leid tut das gehört zu haben. Um den Schmerz und die Trauer unseres Freundes für einen Moment zu teilen, sollten wir eine schöne Erinnerung aufschreiben, die uns mit dem Verstorbenen verbindet oder zwei würdigende Zeilen, die uns einfallen, wenn wir an den Verstorbenen denken. Des Weiteren ist es kostbar für Trauernde, wenn wir konkrete Hilfe anbieten. Ein „ich bin für dich da“ mag für einen kurzen Moment Solidarität vermitteln, verpufft aber unmittelbar. Wenn wir anbieten die Gartenarbeit gemeinsam zu machen oder sogar die Bestattung Hand in Hand zu planen, dann ist das von unschätzbarem Wert.
Der Unterschied besteht darin, dass der Trauernde nicht nur hört, er wäre nicht alleine, sondern es dann auch langfristig spürt.
Was sind bewährte Traditionen & Gesten für Beileidsbekundungen?
Auch unter Bekannten entscheidet natürlich die individuelle Intensität der Bindung zueinander, wie wir kondolieren. Wenn wir also wenig aufdringlich sein wollen und kurzfristig agieren wollen, gibt es schöne Ideen zum Kondolieren, die auch durchaus schon traditionellen Charakter haben. Ein Brief oder eine Trauerkarte mit wenigen aber persönlichen Worten und Blumen kommen wohl nicht aus der Mode – vor allem gibt es mittlerweile auch grafisch wunderschön gestaltete Beileidskarten, die weniger düster oder klischeehaft sind. Ein weiterer, sehr schöner Brauch ist es, dass man etwas zu Essen kocht und vor die Tür des Trauernden stellt. Oft und am meisten zählen die nachhaltigen Gesten und pragmatische Dinge in den ersten Wochen nach dem Tod viel mehr.
Ein wichtiger Punkt noch zum Schluss: Digital kondolieren, ja oder nein?
Wenn wir aber über einen guten Freund nachdenken, dann sollten wir recht schnell feststellen, dass wir sowohl den Raum schaffen können, in dem wir unser Mitgefühl aussprechen können, als auch das Bedürfnis haben sollten diesen Menschen zu unterstützen. Wenn wir ausdrücken können, dass wir für jemanden da sind und es uns selbst schmerzt, um den Verlust von jemandem zu wissen, dann gibt es auch kaum ein richtig und falsch. Sollte man über die Social Media Kanäle von dem Verlust erfahren, kann man natürlich auch dort kurz reagieren und spricht dann vielleicht auch das Beileid aus. Jedoch sollte man es nicht dabei belassen, sondern den Kontakt auf persönlichere Art und Weise suchen. Zum Beispiel via Telefon oder per Brief. Und dann sollten wir mit einer Liebe kondolieren, mit der wir sonst zu Feierlichkeiten gratulieren.
"Kondolieren ist der erste Schritt, um dem Schmerz unseres Gegenübers angemessen zu begegnen. Danach weiter da zu sein und die neuen Umstände mit auszuhalten- das macht tiefe Verbundenheit und Menschlichkeit aus."
Geschrieben von: Luna Schön
Trauerbegleiterin & Redakteurin bei Emmora