Begreifen, innehalten, Lebewohl sagen …
Individuelle Abschiednahme
Am Sterbebett, bei Einbettung und Aufbahrung
Menschen haben im Trauerfall unterschiedliche Bedürfnisse und nehmen auf ihre ganz eigene Weise Abschied. „Richtig“ oder „falsch“ gibt es da nicht.
So tut es manchen nicht gut, Verstorbene zu sehen. Für andere ist diese letzte Begegnung sehr wichtig.
Die einen möchten sich kreativ einbringen, anderen liegt eher das Organisatorische, wieder andere sind dankbar, wenn sie sich eine Weile zurückziehen können.
Es ist gut, wenn wir einander in diesen Dingen Freiraum lassen und auf unterschiedliche Wünsche Rücksicht nehmen.
Eine letzte Begegnung?
Wenn Menschen den Wunsch verspüren, ihre Verstorbenen zu sehen, sollte das ernst genommen und, wenn es irgendwie geht, möglich gemacht werden. In aller Regel gibt es Wege, selbst wenn die Todesumstände den Körper deutlich verändert haben.
Nur in sehr seltenen Fällen ist eine offene Aufbahrung gänzlich ausgeschlossen.
Wer diese letzte Begegnung braucht, fragt nicht nach einem ästhetisch perfekten Erscheinungsbild, sondern nach einem unwiederbringlichen Moment in der gemeinsamen Geschichte.
Wer sich in Versorgung, Einkleidung und Einbettung einbringen möchte, kann mit diesem Wunsch auf die Bestatterin oder den Bestatter zugehen. Einen verstorbenen Menschen auf die Bestattung vorzubereiten ist eine intensive und zumeist kostbare Erfahrung.
Verstorbene aufbahren
Je nach Sterbeort, Todesumständen und individuellen Wünschen sind verschiedene Formen der Aufbahrung möglich.
Auch ist zu entscheiden, wenn die Aufbahrung nach der Einsargung erfolgt, ob der aufgebahrte Sarg offen oder geschlossen sein soll.
-
Im Sterbebett (zu Hause oder in einer Einrichtung)
-
Im Rahmen einer Hausaufbahrung, die unter bestimmten Umständen auch dann erfolgen kann, wenn der Sterbefall woanders eingetreten ist
-
Im Bestattungsunternehmen
-
Im Krematorium
-
An einigen Friedhöfen
-
Selten auch in Kirchen oder anderen religiösen Häusern
Ein paar Anregungen für die Zeit der Aufbahrung:
-
Blumen zum verstorbenen Menschen legen
-
Eine Kerze anzünden
-
Bild, Talisman, Brief oder ein anderes Geschenk zum verstorbenen Menschen legen
-
Ein Gebet oder einen anderen Text sprechen
-
Musizieren, ein Lied singen oder abspielen
-
Einander kostbarere Erinnerungen erzählen
-
Mit dem verstorbenen Menschen sprechen, danke sagen, sich versöhnen, ihn segnen
-
Einfach verweilen, wahrnehmen, begreifen
Die Trauerfeier
In Gesprächen mit der Familie, dem Bestattungsunternehmen, der Geistlichen oder dem Redner geht es wesentlich auch um die Gestaltung von Trauerfeier und Beisetzung.
Hilfreiche Fragen können dabei etwa sein:
- In welchem Rahmen soll die Trauerfeier stattfinden? Öffentlich, mit geladenen Gästen, im engsten Kreis oder in Stille?
- Wie soll der Feierraum gestaltet werden (Blumen, Kerzen, Tücher, persönliche Gegenstände …)?
- Wer soll die Trauerfeier leiten? Eine Rednerin, ein Geistlicher, jemand aus dem privaten Umfeld?
- Welche biographischen Inhalte und Geschichten sollen zur Sprache kommen?
- Wird es Nachrufe geben?
- Soll musiziert bzw. Musik eingespielt werden und was?
- Möchte jemand aus dem Familien- oder Freundeskreis einen Teil der Trauerfeier aktiv gestalten, beispielsweise einen Brief vorlesen, ein Gedicht oder Musikstück vortragen?
- Soll ein Bild oder eine Kollage von Bildern von dem verstorbenen Menschen aufgestellt oder ein Erinnerungsvideo abgespielt werden?
- Soll es einen gemeinsam gesprochenen Text oder ein gemeinsam gesungenes Lied geben?
- Soll ein Ritual Bestandteil der Trauerfeier sein? Welches?
- Sollen den Trauergästen vorab bestimmte Hinweise gegeben werden, etwa zur Kleidung, zum Kondolieren, zum Mitbringen von Blumen?
- Falls es einen Gang zum Grab gibt: Wer trägt die Urne oder den Sarg zum Grab? Mitarbeitende von Friedhof oder Bestattungsinstitut? Jemand aus Familien- oder Freundeskreis?
- Was soll den verstorbenen Menschen als Sarg- oder Grabbeigabe begleiten?
- Möchte jemand beim Schließen des Grabes dabei sein oder sich sogar einbringen?